Rund 50 Mitarbeiter der Firma Marc Aurel Textil sind am Freitag dem Aufruf der IG Metall zum ersten Warnstreik in der Firmengeschichte gefolgt. Sie versammelten sich zum sogenannten Frühschluss um 11 Uhr vor dem Haupteingang an der Wilhelmstraße/Ecke Neuenkirchener Straße.
Die Forderung der Gewerkschaft für die Textil- und Bekleidungsbranche lautet: Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um fünf Prozent. Gewerkschaftssekretär Hans-Werner Heißmann-Gladow von der IG-Metall-Verwaltungsstelle Gütersloh-Oelde war mit seinem Kollegen Reinhold Tönjes erschienen.
„Unsere Forderung ist fair und finanzierbar“, betonten sie nach dem Scheitern der zweiten Verhandlungsrunde und dem Ende der Friedenspflicht. Heißmann-Gladow verweist darauf, dass die Arbeitnehmer wegen der vielerorts schwierigen wirtschaftlichen Situation 2013 rückwirkend auf die Jahressonderzahlung 2012 verzichtet hätten. Jetzt gehe es darum, zukünftige Tariferhöhungen an alle Arbeitnehmer voll und ganz weiterzugeben, betonte der Gewerkschaftssekretär.
Als nicht finanzierbar bezeichnet Wolfgang Brinkmann, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, die Forderungen der IG Metall in der laufenden Tarifvertragsrunde für die deutsche Textil- und Modeindustrie. „Fünf Prozent Tarifsteigerungen, verpflichtende Altersteilzeit und zusätzliche Übernahmegarantie für alle Ausgebildeten überfordern unsere mittelständischen Unternehmen“, schreibt Brinkmann auf der Internetseite des Gesamtverbands Textil und Mode.
Die Marc-Aurel-Erfolgsgeschichte begann im Jahr 1972. Inhaber Reinhold Richter begann mit der Entwicklung und Produktion von Damenhosen. Bereits 1979 wurde eine komplette Damenkollektion entwickelt. Die Markterfordernisse führten im Jahr 2003 zu zwei Hauptkollektionen pro Saison mit jeweils vier Themen. Im Sommer 2013 hat der Vertriebs- und Marketingspezialist Andreas Gotschke das Steuer bei Marc Aurel übernommen. Er soll den Generationenwechsel innerhalb der Eigentümerfamilie in den nächsten Jahren überbrücken. Er zeichnet für eine modernere Kollektion verantwortlich. Nach Berichten in der Fachpresse seien die Schritte, die Gotschke vorgab, von der Belegschaft begeistert mitgegangen worden.
Die Geschäftsleitung war am Freitag auf Anfrage der „Glocke“ nicht zu erreichen.