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Zehn Jahre nach Gloria: Erinnerung an turbulente Zeit

An eine turbulente Zeit in seinem Leben hat sich Wilhelm Konert gerade in diesen Tagen häufig erinnert: Zehn Jahre ist es her, dass die Feuerlöscher-Produktion der Firma Gloria nach Polen verlegt wurde. Zum 1. April standen die Maschinen in Wadersloh still. Rund 300 Arbeitsplätze fielen weg, darunter auch der von Wilhelm Konert.

Von unserem Redaktionsmitglied Anja Husmann Wadersloh (gl). An eine turbulente Zeit in seinem Leben hat sich Wilhelm Konert gerade in diesen Tagen häufig erinnert: Zehn Jahre ist es her, dass die Feuerlöscher-Produktion der Firma Gloria nach Polen verlegt wurde. Zum 1. April standen die Maschinen in Wadersloh still. Rund 300 Arbeitsplätze fielen weg, darunter auch der von Wilhelm Konert. 18 Jahre lang war er „Glorianer“, fühlte sich in dem Unternehmen wohl - bis eine Entwicklung begann, die schließlich in der Abgabe der Produktion mündete. Ein kurzer Abriss der damaligen Ereigniss 18 Jahre lang war er „Glorianer“, fühlte sich in dem Unternehmen wohl – bis eine Entwicklung begann, die schließlich in der Abgabe der Produktion mündete.

Ein kurzer Abriss der damaligen Ereignisse: Im Februar 2004 wurden die 1945 gegründeten Gloria- Werke von der Inhaberfamilie Schulte-Frankenfeld an den britischen Konzert Kidde verkauft. Etwa ein Jahr später erfolgt der Verkauf an den amerikanischen Konzern „United Technologies Corporation“. Im Januar 2006 wurde die Belegschaft über den geplanten Abbau von rund 300 der damaligen 395 Arbeitsplätze informiert.

Diese Versammlung hat Wilhelm Konert heute noch lebhaft vor Augen. Nicht wenige seien in Tränen ausgebrochen, vor allem diejenigen, die gebaut hätten, erinner er sich: „Das war schrecklich.“ Den Wadersloher ließen die Ereignisse in der Firma ein Jahr lang nicht richtig schlafen. Bis einen Tag vor der Schließung der Produktion war Konert im Unternehmen tätig. Fast täglich habe man sich von Kollegen verabschieden müssen, berichtet er. Während jüngere und gut ausgebildete Arbeiter schnell eine neue Anstellung gefunden hätten, sei es vor allem für ungelernte Kräfte schwierig geworden, wieder irgendwo beruflich Fuß zu fassen.

Bei der großen Demonstration gegen den Abbau der Arbeitsplätze am 4. Februar 2006 war Wilhelm Konert dabei. Auf der Festwiese versammelten sich rund 2000 Menschen mit Transparenten, Trillerpfeifen – und Wut im Bauch. Nach der Kundgebung wurde eine eindrucksvolle Menschenkette von der Dorfmitte bis zur Firma am Ortsrand gebildet.

„Es war die Firma vor Ort“, sagt Wilhelm Konert heute mit Wehmut in der Stimme. Er sei mit 61 Jahren und neun Monaten sowie den entsprechenden Abzügen verrentet worden, berichtet der Wadersloher. Dankbar ist er bis heute dem Betriebsrat und den Vertretern der Gewerkschaft IG Metall, die „einen guten Deal“ ausgehandelt hätten. Der Start in den Ruhestand sei für ihn – vor allem nach der unruhigen Zeit im Unternehmen – trotzdem nicht leicht gewesen. „Die Nerven lagen blank“, sagt Konert, schließlich sei seine Tochter damals noch im Studium gewesen.


Der Kampf David gegen Goliath

Auch Beate Kautzmann von der IG Metall erinnert sich an die ereignisreiche Zeit vor zehn Jahren. Sie sei damals quasi ins kalte Wasser geschmissen worden, war erst seit vier Wochen als Erste Bevollmächtigte im Dienst. Für sie sei es von Anfang an klar gewesen, dass es ein Kampf „David gegen Goliath“ war, denn amerikanische Unternehmen wichen selten von ihren Entscheidungen ab.

Die Verhandlungen seien nicht einfach gewesen. Der Konzern habe sich durch eine große Anwaltskanzlei vertreten lassen.  Viele öffentlichkeitswirksame Aktionen seien durchgeführt worden. „Die Großdemo mit der Menschenkette war wirklich beeindruckend und zeigte, dass alle in Wadersloh zusammenstanden“, blickt Beate Kautzmann zurück.

Die gesamte Auseinandersetzung sei von einer großen Transparenz zwischen Gewerkschaft und Belegschaft geprägt gewesen. Parallel zu den Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan habe man auch einen Tarifabschluss und einen zu der Zeit einzigartigen Sozialplan mit einer zwölfmonatigen Transfergesellschaft nach Auslaufen der Kündigungsfristen erreicht.

Der Arbeitskampf habe bewirkt, dass viele Gloria-Beschäftigte damals circa eineinhalb Jahre länger beschäftigt waren, als vorher gedacht.


Hintergrund

Am Standort der Gloria GmbH in Wadersloh arbeiten nach Aussage der Firma 81 Mitarbeiter (vier Auszubildende). Vor Ort werden der Vertrieb abgewickelt und auch Mitarbeiter geschult. Eine weitere Abteilung produziert Großgeräte, unter anderem Container, Aufbauten für Feuerwehrfahrzeuge und Objektschutzlöschanlagen. Eine Serviceabteilung stellt die Installation, Wartung und Abnahme sicher. Auch die Abteilungen Buchhaltung, Controlling, Finanzanalyse, Einkauf, Produktmanagement, Logistik, EDV, Qualitätsmanagement, Personal, Marketing/Kommunikation sowie die Geschäftsführung sind in Wadersloh angesiedelt. Am Standort im polnischen Ropczyce wird die europaweite Produktion der Feuerlöscher abgewickelt. Derzeit arbeiten dort 437 Mitarbeiter (213 im Bereich Feuerlöscher, 59 im Bereich elektronische Sicherheit, und 165 in der Verwaltung). 1500 Produkte aus unterschiedlichen Segmenten werden hergestellt.