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Umlage soll Lehrstellen schaffen

Fehlende Ausbildungsplätze und Fachkräftemangel, "wie passt das eigentlich zusammen?" Micha Heitkamp, Vorsitzender der Jusos OWL und Moderator, fand einen provokanten Einstieg. Als Vertreter der SPD-Jugendorganisation hatte er gemeinsam mit der DGB-Gewerkschaftsjugend zur Podiumsdiskussion über eine regionale Ausbildungsumlage in die Gütersloher Weberei geladen.

Die erste Einschätzung kam von Janina Hirsch. Die DGB-Jugendbildungsreferentin betonte, dass sich zu wenige Unternehmen - trotz aufziehendem Fachkräftemangel - um eine gute Ausbildung für junge Menschen bemühen. Stattdessen finde immer noch eine "Bestenauslese" statt. Swen Binner, Geschäftsführer für Berufliche Bildung bei der Industrie- und Handelskammer in Ostwestfalen, hielt dagegen: Seit Jahren würden viele Unternehmen sich in Eigeninitiative um mehr Ausbildungsplätze bemühen. Dabei gebe es jedoch viele Probleme. Das Interesse an einigen spezialisierten beruflichen Ausbildungen sei gering. Und manchen jungen Menschen würde es an "Ausbildungsreife" mangeln.

Klaus Brandner, langjähriger IG Metall-Bevollmächtigter, führte beide Problembeschreibungen zusammen, und forderte die lokalen Verantwortlichen zum Handeln auf: "Die Zeit der Appelle für mehr und bessere Ausbildungsplätze muss vorbei sein." Für die Demokratie sei es ein höchst problematischer Befund, wenn jungen Menschen keine Berufsperspektive geboten würde. Hinzu komme, dass die Unternehmen vor Ort künftig einen hohen Bedarf an Fachkräften hätten. Daraus folgerte Brandner, dass es akuten "Regelungsbedarf" gebe. Weil in der Vergangenheit staatliche Regulierungsversuche "von oben" gescheitert seien, liege es jetzt an den regionalen Unternehmen konkrete Vorschläge zu liefern.

Diskutanten (v.l.): Swen Binner (IHK Ostwestfalen), Wolker Wilde (SPD), Janina Hirsch (DGB) und Micha Heitkamp (Jusos).

Volker Wilde erläuterte als SPD-Regionalvorstandsmitglied, dass die SPD in der Region aktuell an einem konkreten Konzept für eine Ausbildungsumlage arbeite. Dabei sollten alle Unternehmen an den hohen Kosten für qualitativ gute Berufsausbildung beteiligt werden. "Aktuell bilden nicht einmal 25 Prozent der Unternehmen aus." Für Swen Binner ist eine Ausbildungsumlage ein ungeeignetes Instrument für den Ausbildungsmarkt. Sie würde dazu führen, die Ausbildung vom Arbeitsmarkt zu entkoppeln. Es gäbe unterschiedliche Gründe, warum Betriebe nicht ausbilden. Viele könnten schlicht nicht die Bedingungen und Qualifikationen für qualitativ gute Ausbildung vorweisen. Andere böten berufliche Tätigkeiten an, die in keinem Berufsbild festgelegt seien. Daher würde Ausbildungsumlagen von vielen Unternehmen als "Zwangsabgaben" empfunden.

Diese Vorbehalte kennt Brandner. Doch hätten es die Unternehmen selbst in der Hand: "Wenn die Unternehmen endlich freiwillig genügend gute Stellen schaffen, brauchen wir keine Ausbildungsumlage."