Mit Trillerpfeifen und Ratschen haben Mitarbeiter von Westfalia-Automotive am Montag die Forderungen der Industriegewerkschaft (IG) Metall im Rahmen der aktuellen Tarifverhandlungen unterstützt. Der Warnstreik auf dem Gelände des Rheda-Wiedenbrücker Herstellers von Anhängerkupplungen und Pkw-Fahrradträgern, der seit 2016 Teil der Horizon-Global-Corporation ist, fand unter Federführung der Ortsgruppe Gütersloh-Oelde statt. Gekämpft wird für sechs Prozent mehr Lohn, die tariflich verankerte Möglichkeit einer individuellen Arbeitszeitverkürzung auf bis zu 28 Wochenstunden inklusive Teillohnausgleich und die Sicherheit, binnen zwei Jahren in die Vollbeschäftigung zurückkehren zu können.
Einkommenssteigerungen und Beschäftigung seien die zentralen Motoren der Wirtschaft, betonte Beate Kautzmann, erste Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh-Oelde, in ihrer Ansprache. Der Wirtschaft in NRW gehe es so gut wie lange nicht mehr, in den meisten Betrieben brumme es, die Auftragslage sei rosig. „Wir verdienen einen fairen Anteil daran und deswegen sind sechs Prozent gerechtfertigt und vor allem auch bezahlbar“, erklärte sie.
Die Forderung nach einer flexiblen Arbeitszeitverkürzung begründete die Gewerkschafterin damit, dass Arbeitnehmern genügend Zeit eingeräumt werden müsse für die Erziehung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen. Es dürfe nicht sein, dass man für dieses soziale Engagement bestraft werde durch das Risiko, in die Teilzeitfalle zu tappen, da es keinen gesetzlichen Anspruch gebe, zur 35-Stunden-Woche zurückzukehren.
„Wir sind der festen Überzeugung, dass die Unterstützung von Kindern und Angehörigen sowie Wohlergehen und Gesundheit im Arbeitsleben auf keinen Fall eine Frage des Geldbeutels sein darf. Deshalb fordern wir im Fall einer Arbeitszeitverkürzung einen Teillohnausgleich“, unterstrich Kautzmann überdies. Diese Regelung müsse auch für Schichtarbeiter sowie Arbeitnehmer, die mit anderen belastenden Tätigkeiten betraut sind, gelten. „Die Arbeitgeber müssen noch lernen, dass auch sie einen Teil der Verantwortung für eine funktionierende Gesellschaft tragen“, sagte sie.
160 Beschäftigte arbeiten bei Procast Guss in drei Schichten. Eigentlich seien es mal knapp 200 gewesen, sagte Lattermann. Durch die vielen Verhandlungen in den vergangenen zwei Jahren seien aber einige abgewandert. Kündigungen habe es keine gegeben, betonte Beate Kautzmann. Fast 90 Prozent der seien Mitglied in der Gewerkschaft, so Lattermann. Auch wenn es vordringlich um die Tarifbindung bei Procast gehe, wolle man den Warnstreik auch nutzen, um für die anderen Forderungen der IG Metall Druck auf die Arbeitgeber aufzubauen, sagte Beate Kautzmann. Konkreter geht es
Zum ersten Mal Streik bei Procast
Um 10.35 Uhr hat Dirk Lattermann das Signal gegeben: Alle Maschinen standen still. Eine Stunde lang wurde bei der Gießerei Procast Guss am Montag gestreikt – zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens. Die Beschäftigten kämpfen aber nicht nur für mehr Gehalt, sondern vor allem für den Verbleib im Tarifvertrag.
Von unserem Redaktionsmitglied Lissi Walkusch Gütersloh (gl). Um 10.35 Uhr hat Dirk Lattermann das Signal gegeben: Alle Maschinen standen still. Eine Stunde lang wurde bei der Gießerei Procast Guss am Montag gestreikt - zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens. Die Beschäftigten kämpfen aber nicht nur für mehr Gehalt, sondern vor allem für den Verbleib im Tarifvertrag. Die Industriegewerkschaft (IG) Metall hatte zu dem Warnstreik aufgerufen. Aber nicht nur die derzeitigen Tarifverhandlungen waren für die Belegschaft bei Procast Guss Anlass, den Arbeitskampf zu beginnen. Se
Die Industriegewerkschaft (IG) Metall hatte zu dem Warnstreik aufgerufen. Aber nicht nur die derzeitigen Tarifverhandlungen waren für die Belegschaft bei Procast Guss Anlass, den Arbeitskampf zu beginnen. Seit zwei Jahren sei die Stimmung im Unternehmen zunehmend schlechter geworden, sagte Lattermann, der stellvertretende Leiter des Betriebsrats. Begonnen habe die Abwärtsspirale mit dem Verkauf der Gießerei des Landmaschinenherstellers Claas aus Harsewinkel. Von dem familiären Umgang, der sonst bei dem großen Unternehmen herrsche, sei damals nichts zu spüren gewesen, sagte Beate Kautzmann, erste Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh-Oelde.
Ende November vergangenen Jahres verkündete die Procast-Geschäftsführung zudem, aus der Fachgruppe Metall des Unternehmerverbands austreten zu wollen („Die Glocke“ berichtete). Das ist jetzt zum 1. Januar in Kraft getreten. Für die Arbeitnehmer von Procast Guss bedeutet das, dass sie nicht mehr im Tarif sind. Sollte also die Geschäftsführung ihre Meinung nicht ändern oder den Ausstieg rückgängig machen, haben die Beschäftigten auch nichts von den eventuellen Gehaltserhöhungen, die die Gewerkschaft gerade aushandeln will.
Also wurde am Montag vor allem deswegen die Arbeit niedergelegt, um die Geschäftsführung dazu zu bringen, wieder in den Tarifvertrag einzusteigen. „Die Belegschaft ist noch nicht sehr kampferprobt“, sagte Beate Kautzmann. Gestreikt sei an dem Standort an der Brockhäger Straße in Blankenhagen noch nie. Das könnte bald aber schon ganz anders aussehen. Denn auch wenn bundesweit eine Einigung erzielt werden kann, so heißt das nicht, dass der Arbeitskampf bei Procast Guss beendet ist, wie Beate Kautzmann erklärt. Bleibe die Geschäftsführung bei ihrer derzeitigen Position, so müsse sie mit längeren Streiks rechnen. Sie ärgert sich besonders darüber, dass auch keine Bereitschaft gezeigt worden sei, einen Anerkennungstarifvertrag zu unterschreiben. „Sie wollen erst von euch Verzichte haben. Dann wären sie bereit, wieder in den Tarifverbund zurückzukehren“, sagte Kautzmann in ihrer Ansprache. „Das wird es mit uns nicht geben.“
Weitere Fotos zu den Warnstreiks im Bereich der Geschäftsstelle Gütersloh-Oelde findet du hier.