Tarifverträge für die Standorte - IG Metall will mit Miele verhandeln
Mit Blick auf Produktionsverlagerungen bei Miele nach Polen und Tschechien streben IG Metall und Betriebsrat Standortsicherungstarifverträge für die Werke in Gütersloh und Bielefeld an. Gespräche hat es dazu nach Angaben der Gewerkschaft aber noch nicht gegeben. „Es gibt noch keine Verhandlungen, aber wir hätten gern welche“, sagte Thomas Wamsler, Geschäftsführer und designierter Erster Bevollmächtigter der IG Metall Gütersloh-Oelde (Bild links), gestern der „Glocke“. „Wir streben Tarifverträge für alle Werke an, insbeso
„Es gibt noch keine Verhandlungen, aber wir hätten gern welche“, sagte Thomas Wamsler, Geschäftsführer und designierter Erster Bevollmächtigter der IG Metall Gütersloh-Oelde (Bild links), gestern der „Glocke“. „Wir streben Tarifverträge für alle Werke an, insbesondere für Gütersloh und Bielefeld, weil dort schon laufende Prozesse stattfinden.“ In solchen Verträgen sollen die Standorte definiert werden mit ihren Besonderheiten, ihrem Zweck und der Rolle innerhalb der Unternehmensgruppe, sagte der Gewerkschafter. Daraus müsse auch hervorgehen, was nicht verlagert werden dürfe. Solche Dinge müssten über Tarifverträge geregelt werden, nicht über Betriebsvereinbarungen. Ziel sei es, die Standorte und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten, sagte Wamsler.
Bisher lägen der Gewerkschaft weder ein Konzept noch Zahlen vor. „Wir wären froh, wenn wir schon ein Stück weiter wären“, sagte der Gewerkschafter. „Wir haben nicht mehr so viel Geduld.“ Bisher habe es für weitergehende Gespräche keine Notwendigkeit gegeben, da Miele „vollumfänglich im Flächentarif“ sei. Jetzt seien aber neue Entwicklungen im Gange.
Gewerkschaft und Betriebsrat ziehen an einem Strang. „Wir wollen Gespräche. Es gibt Signale der Geschäftsleitung. Aber es ruckelt noch“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Klaus Niebusch (rechts).
Miele-Sprecher Carsten Prudent erklärte, der Begriff „Standortsicherungstarifvertrag“ sei missverständlich: „Der Standort Gütersloh steht natürlich ebenso wenig in Frage wie das Gütersloher Gerätewerk oder einer der übrigen Gütersloher Bereiche. Entsprechendes gilt selbstverständlich auch für Bielefeld und die übrigen deutschen Werke.“
Laut Prudent bereitet sich das Gerätewerk auf eine „Arbeitsteilung“ mit dem neuen Standort Ksawerów in Polen vor. Dort soll 2020 die Produktion starten. Für 2025 habe man sich das Ziel gesetzt, pro Jahr mindestens 1,1 Millionen Waschmaschinen (Frontlader) zu produzieren – je zur Hälfte in Gütersloh und Ksawerów. Hinzu kämen die Waschtrockner sowie die Kleingewerbe-Waschmaschinen, zusammen aktuell rund 60 000 Stück, die vollständig in Gütersloh bleiben sollen. Danach sollen ab 2025 pro Jahr in Gütersloh mehr als 600 000 Frontlader, Waschtrockner und Kleingewerbe-Waschmaschinen produziert werden. Im vorigen Geschäftsjahr 2017/18 waren es laut Prudent rund 880 000. Aus der Differenz ergibt sich laut Niebusch auch die rein rechnerische Zahl der Arbeitsplätze, die in Gütersloh gefährdet seien. Bislang war die Rede von etwa 500 Beschäftigten, die bis 2025 in Rente gehen. Diese Stellen sollen nicht nachbesetzt werden.
Die Glocke, 10.01.2019. Texte und Fotos aus der Glocke sind urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion