IG Metall Gütersloh-Oelde: 644 Mitglieder sind für ihre langjährige Treue zur Gewerkschaft ausgezeichnet worden. Insgesamt sind sie mehr als 23.000 Jahre organisiert
Einen Tag nach dem Ende der Sondierungsgespräche in Berlin wurde es bei der zentralen Jubilarfeier der IG Metall Gütersloh-Oelde recht politisch. Aber auch die Unterhaltung kam im "A2-Forum" nicht zu kurz. Insgesamt standen 644 Mitglieder für ihre langjährige Treue zur Gewerkschaft zur Ehrung an, wie die 1. Bevollmächtigte Beate Kautzmann bei der Begrüßung hervorhob.
"Insgesamt seid ihr damit 23.395 Jahre gewerkschaftlich organisiert. Das ist eine große Zahl, in der sich Einsatz, Schulterschluss und jede Menge gemeinsame Erfolge zugunsten der Beschäftigten ausdrücken", erklärte die 1. Bevollmächtigte.
Neben den Jubilaren und ihren Begleitungen galt ihr Gruß der neuen Regionsgeschäftsführerin vom DGB OWL, Anke Unger, und dem früheren 1. Bevollmächtigten der IG Metall Gütersloh Klaus Brandner (MdB) sowie der Festrednerin Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. "In 2017 lagen und in 2018 liegen viele Herausforderungen vor uns", sagte Beate Kautzmann. Die aktuelle Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie sei jetzt richtig in Fahrt. Sie verwies auf die Forderung nach "deutlich mehr Geld und Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit".
Ausdrücklich hielt die 1. Bevollmächtigte fest: "Jeder, der Arbeitszeit verkürzen möchte, soll das zukünftig ohne Probleme machen können. Mit dieser Möglichkeit im Tarifvertrag können unsere Mitglieder ihre Arbeit und ihr Privatleben selbstbestimmt gestalten. Das bedeutet mehr Zeit für Kinder. Mehr Zeit, um Angehörige zu pflegen. Mehr Zeit, um einfach mal kürzer zu treten." In ihrer Festrede blickte Irene Schulz auf die Erfolge ihrer Gewerkschaft, wie die 35-Stunden-Woche, in den vergangenen 125 Jahren zurück und ordnete die Eintrittsjahre der Jubilare in das Zeitgeschehen ein. Dabei stellte sie fest: "Erfolgreich sind wir nur aus einem einzigen Grund: Weil wir uns freiwillig zusammentun."
Zur aktuellen Politik meinte sie, dass es jetzt möglicherweise in Richtung Große Koalition gehe. Irene Schulz nach den Sondierungen: "Das heißt auch, dass Themen und Richtungen zwar definiert sind, aber die Details der Umsetzung erst im Koalitionsvertrag folgen werden und dann auch erst abschließend bewertet werden können." Forderungen in der Union nach Abschaffung der Rente mit 63 Jahren sah sie nicht endgültig vom Tisch. "Wir wehren uns gegen ein höheres Rentenzugangsalter, weil es vor allem eines bedeutet: Ein Rentenkürzungsprogramm für alle, die aus gesundheitlichen Gründen nicht so lange arbeiten können", erklärte Schulz. "Der Acht-Stunden-Tag und Mindestruhepausen sollen abgeschafft werden", meinte die Gewerkschafterin mit Blick auf Forderungen der Arbeitgeberverbände, FDP und Union. Die Aussage, dies schaffe auch den Beschäftigten mehr Flexibilität, bezeichnete sie als "puren Unfug".
Auch beim Unterhaltungsprogramm mit Steffi Költsch mit "Movie & Motion" wurde es, neben einem Feuerwerk bekannter Hits, durchaus politisch. Schließlich kam hier auch die Kanzlerin zu Wort.