Eine aktuelle Befragung unter rund 950 Betriebsräten in der nordrhein-westfälischen Industrie zeigt, dass nach deren Einschätzung in rund 50 Prozent der Betriebe die aktuelle Situation schlecht bis sehr schlecht ist. Diese Situation spiegelt sich auch bei der Kurzarbeit wieder. So besteht zurzeit in 55 Prozent der Betriebe Kurzarbeit. In weiteren 22 Prozent wird Kurzarbeit in den nächsten Wochen erwartet. „In vielen Betrieben bewahren Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge, die eine Aufzahlung auf das Kurzarbeitergeld regeln, die Beschäftigten vor existenziellen Nöten. In anderen Fällen hilft der Beschluss des Koalitionsausschusses zur Erhöhung des Kurzarbeitergeldes, auf den die IG Metall lange gedrängt hat“, so Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW.
Sorgen bereite der IG Metall, dass in einem Viertel der Betriebe bereits Liquiditätsengpässe bestehen, beziehungsweise in den nächsten 6 Wochen erwartet werden. Darum müsse dafür gesorgt werden, dass die von Bund und Land bereitgestellten Finanzierungsmittel jetzt auch schnell und unkompliziert in den Betrieben ankommen. Außerdem brauche es ein Konjunkturprogramm für die Zeit nach der Krise, um die Nachfrage schnell anzukurbeln.
Die Befragung zeige auch die große Bedeutung der Mitbestimmung in den Betrieben. In 92 Prozent der Betriebe haben Betriebsräte mit den Geschäftsführungen über die wirtschaftlichen und beschäftigungspolitischen Folgen der Krise beraten. In vielen Betrieben führte dies zu konkreten Betriebsvereinbarungen, zum Beispiel zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, Aufrechterhaltung des Betriebs, Kurzarbeit, flexiblen Arbeitsmodellen oder Home-Office-Regelungen.
Zum Umgang der Geschäftsführungen mit den Beschäftigten in der Krise zeichnen die Betriebsräte ein überwiegend positives Bild: Rund 60 Prozent sind der Einschätzung, dass die Unternehmen mit ihren Belegschaften mit Blick auf die Sicherung von Arbeit und Einkommen fair oder sehr fair umgehen. Weitere 34 Prozent schätzt das Verhalten der Unternehmen als akzeptabel ein. Nur 7 Prozent berichten von einem unfairen Umgang.
Giesler: „Es freut mich, dass die Zusammenarbeit in der Mehrheit der Betriebe fair und partnerschaftlich abläuft. Das muss so bleiben, um Beschäftigung auch in den nächsten Monaten zu sichern und beim Wieder-Hochfahren der Industrie gute Regelungen zum Schutz der Beschäftigten gegen das Infektionsrisiko zu finden. Für die IG Metall hat die Gesundheit oberste Priorität. Darum ist die Einhaltung der Standards für Gesundheitsschutz grundlegende Voraussetzung für den Hochlauf der Betriebe oder bei der Rückkehr vom Home-Office.“
IG Metall Bezirksleitung NRW