„Weil das Unternehmen nicht mehr der Tarifbindung unterliegt, besteht für uns auch keine Friedenspflicht“, erklärten die IG-Metall-Bevollmächtigte Beate Kautzmann und Gewerkschaftssekretär Hans-Werner Heißmann-Gladow am Mittwoch vor der Presse. Derzeit befrage man die Mitglieder, wie man weiter vorgehen solle. In einer ersten Unterredung im vorigen Jahr und am Rande einer Betriebsversammlung in diesem Sommer habe der Geschäftsführer erklärt, man wolle nicht verhandeln. Die IG Metall will gleichwohl nicht aufgeben. Heißmann-Gladow: „Wir sind weiter gesprächsbereit.“ Kautzmann verweist in diesem Zusammenhang auf ähnliche Fälle, in denen „sich Arbeitgeber bewegen“.
Worum geht es? Ende 2012 sind die Rietbergerwerke (Verzinkerei/Behälterbau; 190 Mitarbeiter) nach Angaben von Heißmann-Gladow aus der Fachgruppe Metall des Unternehmerverbands und damit aus der Tarifbindung ausgestiegen. Als Begründung seien Verluste angeführt worden. Den zu diesem Zeitpunkt dort Beschäftigten (unabhängig davon, ob IGM-Mitglied oder nicht) habe das Unternehmen die nachfolgenden Tariferhöhungen freiwillig gezahlt. Aber, so kritisiert Heißmann-Gladow, 22 später eingestellte Mitarbeiter würden unter Tarif bezahlt – „und das für die gleiche Arbeit, für die andere Kollegen mehr Geld bekommen.“
In Verhandlungen mit der Geschäftsleitung wolle man eine Gleichbehandlung und auch die Rückkehr zu den inzwischen weiterentwickelten Tarifverträgen erreichen. „Zudem wollen wir Einblick in die Bilanzen, um die Argumentation des Unternehmens gegebenenfalls nachvollziehen und bei den Gesprächen berücksichtigen zu können.“ Man kenne nur die veröffentlichte Bilanz der Seppeler-Gruppe und die weise für Ende 2014 beispielsweise eine hohe Liquidität aus.
Ein Vertreter der Rietbergwerke wollte sich gestern gegenüber der „Glocke“ nicht äußern. Eine spätere Stellungnahme wurde angekündigt.