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Metaller gehen auf die Straße

Warnstreiks: Im Kreis Gütersloh machte die IG Metall gestern in drei Städten mobil. Bei Miele wählten sie den Zeitpunkt so, dass gleich drei Schichten betroffen waren

Mit Warnstreiks an drei Firmenstandorten im Kreisgebiet hat die IG Metall am Mittwoch Druck auf die Arbeitgeber gemacht. Nach Angaben der Gewerkschaft folgten rund 1.500 Arbeiter dem Streikaufruf.

GÜTERSLOH
Der größte Warnstreik fand im Gütersloher Miele-Werk statt. Er zog sich über vier Stunden und umfasste somit die Früh-, Tag- und Spätschicht. Insgesamt nahmen laut Gewerkschaft rund 1.000 Miele-Beschäftigte daran teil; der Streik habe auch zur Folge gehabt, dass die Spätschicht ihre Arbeit zwei Stunden später aufnahm.

Als Redner traten Beate Kautzmann, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh-Oelde, und Klaus Niebusch, Betriebsratsvorsitzender von Miele und Mitglied der Tarif- und Verhandlungskommission in NRW, auf. Beide forderten die Geschäftsleitung von Miele auf, beim Arbeitgeberverband zu intervenieren, damit die "Hardliner", die einen Arbeitskampf provozieren wollten, zu einer Linie der Vernunft und Sachlichkeit zurückfänden und ein akzeptables Angebot machten.

RIETBERG
Bereits am Vormittag zwischen 9 und 12 Uhr hatten Beschäftigte in Rietberger Werken die Arbeit niedergelegt. Etwa 300 Arbeitnehmer von Lear Corporation, WP Kemper, Upmann und den Rietbergwerken zogen demonstrierend durch regnerisches Wetter von Betrieb zu Betrieb schließlich vor das Tor der Rietbergwerke. Die Arbeitnehmer machten ihrem Unmut über das zweite Tarifangebot der Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie Luft. Diese hatten zuletzt 2,1 Prozent Tariferhöhung angeboten, mit einer Laufzeit von zwei Jahren. Während sie damit ihr erstes Angebot, auf das Jahr bezogen, nur um 0,15 auf 1,05 Prozent aufbesserten, fordert die IG Metall nach wie vor fünf Prozent für zwölf Monate. Gewerkschaftssekretär Hans-Werner Heißmann-Gladow kritisierte die Arbeitgeber: "Das ist das mieseste Angebot, das jemals gemacht wurde. Es zeugt von kompletter Respektlosigkeit gegenüber den Beschäftigten unserer Branche." Heißmann-Gladow forderte die besonnenen Arbeitgeber auf, auf ihren Verband Einfluss zu nehmen, damit am Verhandlungstisch Sachlichkeit statt Ideologie zum Tragen käme. Die Bevollmächtigte Kautzmann sagte, die IG Metall sei auf einen Arbeitskampf gut vorbereitet, "wenn die Arbeitgeber dies mit ihrer Verweigerungshaltung weiter provozieren".

Die Kundgebung fand vor dem Tor der Rietbergwerke statt, weil die Geschäftsleitung laut Gewerkschaft einseitig die Tarifbindung aufgekündigt hatte, um die Arbeitnehmer für die aktuelle Tarifrunde und in Zukunft vom Rechtsanspruch auf den Tarifvertrag abkoppeln und die Arbeitsbedingungen verschlechtern zu können. Ein Verhandlungsangebot der IG Metall habe die Geschäftsleitung abgelehnt. Die IG Metall erklärte, für die Rietbergwerke sei die Friedenspflicht entfallen, mithin sei mit weiteren Aktionen - auch über den Tarifabschluss - zu rechnen.

RHEDA-WIEDENBRÜCK
Bei Westfalia Automotive legten 350 Beschäftigte die Arbeit nieder. Kautzmann sagte dort, das Gejammer der Arbeitgeber könne man nicht ernst nehmen. "Allein die fünf größten Konzerne der Metall- und Elektroindustrie schütten in diesem Jahr an ihre Aktionäre mehr Dividende aus, als eine 5-prozentige Entgelterhöhung für alle 3,8 Millionen Beschäftigten der Branche kosten würde." Ein vernünftiger Tarifabschluss seien möglich und machbar. Für Stimmung unter den Warnstreikenden sorgte der Sänger und Gitarrist Heiko Fänger.