Im Februar hat die IG Metall bundesweit vor den Werkstoren von Miele einen Aktionstag veranstaltet und die Beschäftigten gefragt: „Was bin ich für Miele?“ Eine Woche später erneuerten die Gewerkschafter in einer Pressekonferenz ihre Forderung nach Gesprächen mit der Geschäftsleitung zu einem Standortsicherungsvertrag.
Für heute, Donnerstag, plant die IG Metall erneut eine Aktion vor den Werkstoren in Gütersloh, wie ein Sprecher gestern ankündigte. Dort sollen auch „Tarifnews“ zu Miele verteilt werden. Üblicherweise nutzt die Gewerkschaft die Publikation, um Forderungen zu aktuellen Entwicklungen in der Unternehmensgruppe zu formulieren.
Nach dem Aktionstag im Februar wies die Geschäftsleitung die Forderung eines Standortsicherungsvertrags auch mit der Begründung zurück, dass der Standort nicht gefährdet sei. Gleichwohl wurden in der Zwischenzeit mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft vertrauliche Gespräche geführt, die Unternehmenssprecher Carsten Prudent im August als „intensive und konstruktive Verhandlungen“ bezeichnete.
Hintergrund ist der geplante Stellenabbau in der Gütersloher Gerätefertigung (GTG) in Verbindung mit dem Aufbau eines neuen Werks im polnischen Ksawerów. Dort sollen künftig vor allem günstigere Waschautomaten produziert werden. Im Zuge einer Arbeitsteilung soll die Beschäftigtenzahl bis 2025 in der GTG auf 1450 sinken. Das wären rund 770 Beschäftigte weniger als in diesem Sommer. Im August hatte der Sprecher Aussagen des Technik-Geschäftsführers Dr. Stefan Breit aus dem Februar bekräftigt, laut denen weiterhin das Ziel gelte, „den notwendigen Abbau von Stellen ohne betriebsbedingte Kündigungen zu erreichen“.
Anfang des Jahres hatte Miele vor dem Hintergrund der damaligen Geschäftsentwicklung einen Einstellungsstopp und weitere Sparmaßnahmen verkündet. Zwischenzeitlich wurde die Streichung einer außertariflichen Geldleistung bekannt gegeben und es wurden Pläne für ein länderübergreifendes Service-Center für die Buchhaltung, ebenfalls in Polen angesiedelt, bekannt.
Gestern waren weder vom Unternehmen noch vom Betriebsrat Informationen zum Stand der Gespräche zu bekommen. Eine Unternehmenssprecherin teilte auf Nachfrage jedoch mit, dass eine Kommunikation zu den Ergebnissen der davon unabhängigen Beratung durch McKinsey für Ende Oktober geplant sei.
Die Glocke, 26.09.2019 Texte und Fotos aus der Glocke sind urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion