Verhandlungen seien geführt, aber nicht erfolgreich beendet worden. Deshalb hat sich der Gütersloher Gustav Wolf Konzern dazu entschlossen, seine Logistik nicht in Herzebrock-Clarholz, sondern im thüringischen Roßleben zu bündeln. Ende September wird der ostwestfälische Standort daher schließen, den dort beschäftigten 20 Mitarbeitern sollen Arbeitsplätze in Gütersloh angeboten werden.
"Wir waren an einer einvernehmlichen Lösung interessiert und hatten vor, in Herzebrock eine Halle mit 3.600 Quadratmetern zu bauen", sagt Geschäftsführer Ernst Wolf. Seit eineinhalb Jahren sei die Umstrukturierung der Logistik des Unternehmens thematisiert und diskutiert worden. "Es wurde aber keine befriedigende Lösung gefunden, weshalb wir uns jetzt so entschieden haben." In Roßleben seien die Bedingungen hingegen ideal, so Wolf. "Dort gibt es noch weitere freie Flächen, die ausreichend Raum für Wachstum bieten." Der Gustav Wolf Konzern errichtet in der rund 70 Kilometer von Erfurt entfernt liegenden Stadt zwei Hallen mit einer Gesamtkapazität von rund 5.000 Quadratmetern. In Zukunft sollen dort 45 Mitarbeiter beschäftigt sein. Aktuell beschäftigt der Konzern weltweit 850 Mitarbeiter, 220 davon im Standort Gütersloh.
Nach Angaben der Gewerkschaft habe Wolf erneut bewiesen, dass es ihm bei seinen strategischen Überlegungen vornehmlich um Kostenreduktion gehe. Das Lohnniveau in dem östlichen Bundesland liege deutlich niedriger, das mache sich Wolf wieder mal zunutze. "Möglicherweise spielt auch eine Rolle, dass es in Roßleben keinen Betriebsrat gibt", sagte Hans-Hermann Heißmann-Gladow, Sekretär der IG Metall. Die Sicherung des Standortes Herzebrock wäre nach Meinung der Gewerkschaft durchaus möglich gewesen, auch langfristig. Immerhin greife bei der Verlagerung ein Beschäftigungssicherungstarifvertrag, den IG Metall und Wolf im vergangenen Jahr abgeschlossen hatten. Damit sei gewährleistet worden, dass die Beschäftigten nicht ihren Arbeitsplatz verlieren und in anderen Werken weiterbeschäftigt werden müssen. Positiv sei auch, dass Wolf, nachdem die Firma vorübergehend ihren Austritt aus dem Tarifverband Metall erklärt hatte, dem Verband einige Zeit später wieder beigetreten und damit tarifgebunden sei.
Ernst Wolf macht gar keinen Hehl daraus, dass es bei der Entscheidung um Kosten gegangen sei. "Wir haben in Deutschland eben ein hohes Lohnniveau." Deshalb würden bei der Neustrukturierung die beiden deutschen Lager zusammengeführt. "Wir wachsen nicht in Deutschland, sondern im Ausland, vor allem in Asien", so Wolf. So betreibe der Konzern seine größte Seilerei inzwischen in Fernost.
Auch in Ungarn intensiviert Gustav Wolf seine Aktivitäten: Im östlich von Budapest gelegenen Miskolc wird derzeit ein neues Werk errichtet. Aktuell arbeiten dort 50 Mitarbeiter.