Die Sorge um Ausbildungsplätze ist Netzwerkarbeit. Darin waren sich Vertreter der DGB-Gewerkschaften beim Jahresgespräch mit der Gütersloher Verwaltungsspitze einig. Angesichts steigender Zahlen "unversorgter" Ausbildungsplatzsuchender stand das Thema im Fokus des diesjährigen Meinungsaustauschs im Rathaus.
Bürgermeisterin Maria Unger und der zuständige Dezernent Joachim Martensmeier verwiesen dabei auf Initiativen der Stadt zusammen mit weiteren Partnern - so etwa das erfolgreiche Projekt "Ausbildungsplatzgarantie", das sich an Hauptschüler richtet. Mit immerhin viereinhalb Stellen in der Jugendberufshilfe setzt die Stadt Gütersloh sogenannte "Übergangscoaches" ein, die ebenfalls im Haupt- und Gesamtschulbereich für eine Begleitung in der letzten Schulphase mit Blick auf einen Ausbildungsplatz sorgen.
Eine weitere Initiative hat die in Gütersloh ansässige Walter Blüchert Stiftung zusammen mit der Stadt gestartet: Unter dem Motto "was geht!" sollen hier Realschüler ab der 9. Klasse begleitet und auch über das erste Ausbildungsjahr hinweg betreut werden. Bedarf besteht auch hier: Von 213 Schulabgängern im Kreis Gütersloh ohne Ausbildungsplatz (Stand März 2014) sind 126 Realschulabsolventen.
Astrid Bartols, Vorsitzende des DGB Ostwestfalen-Lippe, wünscht sich - ebenso wie ihre Kollegen - noch mehr Koordination auf regionaler Ebene und die Bereitstellung von mehr Ausbildungsplätzen. Sie bat die städtischen Vertreter, in den entsprechenden Gremien dafür zu werben. Aufmerksam verfolgen die Gewerkschaften auch die politische Diskussion um Stellenabbau in der Stadtverwaltung: "Das ist ein Prozess, den wir kritisch begleiten werden", erklärte Hans-Werner Heißmann-Gladow, Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Gütersloh besonders mit Blick auf die gerade politisch beschlossene Stellenkürzung in der städtischen Rentenberatung. "Wir sehen hier einen hohen Bedarf", bekräftigte auch sein Kollege Reinhold Tönjes aus eigener Erfahrung.
Auf "gutem Weg" sehen Gewerkschaften und Stadtbaurat Henning Schulz grundsätzlich die Entwicklung bei der Weitervermittlung von Zivilbeschäftigten der britischen Militäreinrichtungen nach dem Abzug der Briten. Hierzu gab es im März einen regionalen Runden Tisch mit Vertretern der betroffenen Kommunen, von Gewerkschaften, Briten und den Arbeitsagenturen. Seit dem Jahresgespräch 2013 hat sich hier die Situation offensichtlich entspannt, so die allgemeine Einschätzung. Schulz verwies darauf, dass sich die Briten flexibel und offen für Übergangslösungen zeigten - so etwa bei Weiterqualifizierungsmaßnahmen.
Auch die Arbeitsagenturen seien aktiv. Inzwischen hätten überall Beratungen stattgefunden. Insgesamt sei der Bedarf an Begleitung offenbar deutlich niedriger als zunächst angenommen, da auch über Vorruhestandsangebote oder Umsetzungen an andere Standorte individuelle Lösungen für Beschäftigte erzielt werden konnten.