Wo einst eine Fabrikantenfamilie an der Bahnhofstraße residierte, wird demnächst die Industriegewerkschaft (IG) Metall Gütersloh-Oelde ihren Sitz haben: in der alten Villa Hagedorn. Freitag gab es den symbolischen ersten Spatenstich als Signal für den Beginn der Renovierungsarbeiten an dem unter Denkmalschutz stehenden Haus.
Errichtet wurde es um 1900, gekauft von der "Treuhandverwaltung IGEMET GmbH" im Dezember 2013. Weder zum Kaufpreis noch zu den Kalkulationen für die Sanierung der Fabrikantenvilla wollte Frank Westermann, Projektmanager, Zahlen nennen. Im vergangenen Jahr hatte Gewerkschaftssekretär Hans-Werner Heißmann-Gladow von einer Investitionssumme "im siebenstelligen Bereich" gesprochen.
Den Auftrag zum Umbau bekam vor einem Jahr der Architekt Dino Lilge. Er plant rückwärtig den Anbau eines zweiten Treppenhauses mit Lift sowie einen Raum für Sanitäranlagen und Teeküche. Erhalten werden das repräsentative Treppenhaus mit Holzvertäfelungen, Facettendecke und einem Kamin ebenso wie die mit geschliffenem Glas versehenen Türen sowie die Fassade aus gelbem Klinker und die Fenster.
Dass die ersten Handwerker - die Ausschreibungen der einzelnen Gewerke wurden zu jeweils einem Drittel an Firmen in Oelde, Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück gesandt - erst jetzt starten, sei vielen Absprachen mit der unteren Denkmalbehörde, der Feuerwehr wegen des Brandschutzes und der Bauverwaltung geschuldet. "Da wurde viel scheibchenweise nachgefordert, was vorher eigentlich schon besprochen war", so Lilge. Und Beate Kautzmann, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh-Oelde, ergänzte: "Wäre es nach unseren Vorstellungen gegangen, würden wir schon im nächsten April einziehen." Nun aber plant sie mit September 2015.
Das Haus auf einem etwa 1.000 Quadratmeter großen Areal hat eine Nutzfläche von 240 Quadratmetern auf zwei Etagen. Im Erdgeschoss ist ein Saal für Versammlungen von bis zu 60 Leuten geplant. Werden mehr Gäste erwartet, weicht die IG Metall bis zu vier Mal pro Jahr ins benachbarte "Dentalzentrum OWL" aus. Darüber gebe es eine Vereinbarung über fünf Jahre.
In der alten Villa arbeiten demnächst elf IG Metaller in elf Büros - im wesentlichen wird die historische Raumaufteilung beibehalten. Bislang war das Team an den Standorten Gütersloh und Oelde im Einsatz. "Die Zusammenarbeit aber hat nicht wirklich funktioniert, es gab zu viele Wege dazwischen", sagte Kautzmann. Sie hofft nicht nur auf eine bessere Kooperation, sondern auch auf Einsparungen bei den Nebenkosten. "Auch wenn die Miete etwas höher wird, weil wir hier mehr Quadratmeter haben."
Die Entscheidung für einen zentralen Standort vis-à-vis des Rhedaer Bahnhofes sei eine politische gewesen, erklärte Kautzmann. Unumstritten war sie nicht in der Delegiertenversammlung der IG im vergangenen Jahr. Für das neue Gewerkschaftshaus aber spreche seine Repräsentativität. "Wir können als größte Einzelgewerkschaft am Ort und eine der größten in NRW ruhig zeigen, dass wir als Institution da sind", so Kautzmann. Deutlich erkennbar könne das Domizil der Metaller beispielsweise durch Fahnen werden. Sie nennt weitere Argumente für den Umzug nach Rheda-Wiedenbrück: die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr und dass "wir nun in der Mitte unserer industriellen Hochburgen liegen"