Im Streit um die weitere Tarifzugehörigkeit der Procast Guss GmbH wollen Unternehmen und Gewerkschaft die Gespräche im Januar fortführen. Die IG Metall richtet bis dahin einen »Notdienst« ein, der in der Lage ist, im Falle eines Streikes den Gussofen an der Brockhäger Straße fachgerecht herunterzufahren und abkühlen zu lassen.
An der Ausgangskonstellation hat sich auch in der Klausur gestern nichts verändert. Die Belegschaft, zu 90 Prozent gewerkschaftlich organisiert, ist erst dann bereit, über Sondervereinbarungen zum Tarifvertrag zu verhandeln, wenn die Procast Guss GmbH ihre Kündigung der Tarifzugehörigkeit revidiert. Vertiefend wurde gestern nach Auskunft von Gewerkschaftssekretär Hans-Werner Heißmann-Gladow über einen »Anerkennungsvertrag« als Alternative zu einer Mitgliedschaft in der Fachgruppe Metall des Unternehmerverbandes verhandelt, dem Arbeitgeberverband in Tarifverhandlungen. Sollte es in den Gesprächen von Januar an keine Einigung geben, würde die Procast Guss GmbH in die Auseinandersetzungen zum künftigen Tarifvertrag geraten. Heißmann-Gladow: »Die Gewerkschaft richtet sich auf harte Verhandlungen ein. Die Streikbereitschaft ist hoch. Das gilt insbesondere für die Mitarbeiter von Procast.«
Eine akute Notlage, die sofortige Sondervereinbarungen zur Rettung des Unternehmens erfordere, sei bei Procast aus Sicht der Arbeitnehmer nicht erkennbar. Die gesamte Branche leide unter dem Im- und Export türkischer Gießereien. Allerdings würden andere Gießereien in Ostwestfalen-Lippe gut mit diesem Preisdruck zurechtkommen und im Tarifverbund bleiben. Ähnliche Verhandlungen am Procast-Standort in Bad Saulgau in Baden-Württemberg legen Heißmann-Gladow zufolge den Verdacht nahe, dass sich der gesamte Unternehmensverbund mit Hilfe der Tarifflucht Kostenvorteile gegenüber den Mitbewerbern verschaffen wolle. »Wir wollen die Feiertage nutzen, um noch einmal über alles nachzudenken«, stellte Heißmann-Gladow gestern fest.