Mit Empörung und Wut reagiert die IG Metall auf die öffentlichen Äußerungen des Landrates Adenauer zu den neuerlichen Corona-Ausbrüchen im Kreis Gütersloh. Gewerkschaften fordern Soforthilfe für die betroffenen Arbeitnehmer*innen und die Übernahme von Verantwortung durch das Unternehmen statt rassistischer Schuldzuweisungen.
Adenauer sagte im Deutschlandfunk, die Corona-Ausbrüche hätten ihre Ursache unter anderem in den Heimfahrten der rumänischen Werksvertragsbeschäftigten. Nach der Öffnung der innereuropäischen Grenzen seien die Mitarbeiter über die Feiertage nach Rumänien gefahren, „und haben sich dann zuhause angesteckt und das Virus mit in den Betrieb gebracht“. Ähnliches äußerten auch Tönnies-Vertreter bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.
„Unsere Geschäftsstelle ist mitten in Rheda-Wiedenbrück“, so IG Metall Geschäftsführer Thomas Wamsler. „Ich fühle mich nicht durch rumänische Mitbürger bedroht, sondern durch die Unverantwortlichkeiten von Herrn Tönnies und Herrn Adenauer, die eine ganze Stadt in Verruf bringen und konkret das Leben der Menschen in dieser Stadt gefährden.“
„Adenauer kriminalisiert pauschal Menschen aus einem Land in Europa und stellt sie unter Generalverdacht, um so vom wirklichen Grund, den Bedingungen bei Tönnies abzulenken“, betont auch DGB Kreisvorsitzender Hans-Werner Heißmann-Gladow. Man müsse feststellen, dass der Landrat bislang völlig versagt habe, da er entweder unwissend sei oder eine zu große Nähe zum Unternehmen habe. Der Gewerkschaftsdachverband und vor allem die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten, kritisieren seit langem die Verhältnisse unter denen die Beschäftigten bei Tönnies arbeiten müssen. Es ist nicht nur an der Zeit, die Werkvertragsstrukturen zu zerschlagen, fordert der DGB-Kreisvorsitzende, sondern auch diejenigen in den Blick zu nehmen, die vor Ort von den teilweise unsäglichen Unterkünften auch noch profitierten.
Eine Studie von AOK und der Universität Düsseldorf hat gezeigt: Die Wahrscheinlichkeit sich mit dem Coronavirus anzustecken wird höher, desto geringer das Einkommen ist und umso sozial schwächer die Betroffenen gestellt sind. Auf engem Raum, ob in Massenunterkunft oder als Familie in einer kleinen Wohnung oder in prekären Jobs ohne Arbeitsschutz, die Ansteckungsgefahr wird begünstigt umso prekärer die individuelle Situation ist. „Wir müssen auf die soziale Dimension schauen“, betont Gewerkschaftssekretärin Julia Molck. „Das Ziel muss sein, gemeinsam für die Verbesserung der Lebensbedingungen einzutreten und nicht auf rassistische Art und Weise die Schuld auf die Schwachen abzuschieben.“