400 Besucher hat die DGB-Kundgebung zum 1. Mai am Donnerstag auf den Dreiecksplatz gelockt. Renten und Werkverträge, Hormonfleisch und Europawahl – die Redner um Güterslohs Bürgermeisterin Maria Unger lieferten einen Parforceritt durch das gewerkschaftliche Themenrepertoire.
Neben interessierten Bürgern und Gewerkschaftlern zog es am Donnerstagmorgen viele Mitglieder der Gütersloher Politprominenz auf den Dreiecksplatz: Die Landtagsabgeordneten Wiebke Brems und Hans Feuß lauschten den Rednern ebenso wie der CDU-Ratsherr Heiner Kollmeyer und der ehemalige Staatssektretär Klaus Brandner.
Gastgeber Hans-Werner Heißmann-Gladow, der den Gütersloher DGB-Kreisverband führt, nutzte seine Rede vor allem, um die Zuhörer vor den Gefahren eines zwischen der EU und den USA geplanten Freihandels- und Investitionsabkommens zu warnen: Wenn TTIP, so der Name des Vertrags, zustande komme, entmündige dies letztlich demokratische Staaten, da große Unternehmen ganze Länder verklagen dürften, wenn sie ihre Profiterwartungen durch nationale Politik wie Mindestlöhne oder Streikregelungen geschmälert sähen. Auch sehe das Abkommen vor, dass Produkte, die in den USA verkauft werden dürften, automatisch auch in Europa erhältlich seien – dazu gehörten »Chlorhühnchen, genetisch veränderte Lebensmittel und Hormonfleisch«.
Wie auch Bürgermeisterin Unger appellierte Heißmann-Gladow an sein Publikum, die Europawahl am 25. Mai zu nutzen, um sich für ein sozialeres Europa einzusetzen.
Einen besonderen Blick auf die Verhältnisse Gütersloher Arbeitnehmer bot die Mohn-Media-Betriebsrätin Ulrike Jasper. Sie widmete ihre Rede den ehemaligen Leiharbeitern des Unternehmens, die mittlerweile fest bei Bertelsmann angestellt sind. Viele dieser Arbeitnehmer müssten ihre Gehälter mit Hartz-IV-Leistungen aufstocken, berichtete Jasper. Die Einstiegsgehälter neuer Arbeitskräfte lägen sogar unter den Tarifen, zu denen früher Leiharbeiter beschäftigt worden seien.
Jasper forderte die Bertelsmann-Oberen auf, die Situation ihrer Mitarbeiter zu verbessern: »Ein Rekordergebnis nach dem anderen rechtfertigt keine staatliche Subventionierung der eigenen Arbeitskräfte durch Hartz IV.« Ihre Ausführungen untermalte die Betriebsrätin mit einem Beispiel aus ihrem Arbeitsalltag: Im Morgengrauen habe sie einen Kollegen dabei gesehen, wie er einen Müllcontainer nach Pfandflaschen durchsucht habe. Kurze Zeit zuvor habe derselbe Kollege ihr noch versichert, ihm und seiner Familie gehe es gut.