1. Mai-Kundgebung in Gütersloh Kundgebungen vor Ort in Zeiten von Corona? Diese Frage wurde vor dem Tag der Arbeit, dem höchsten Feiertag für die Gewerkschaften, sehr intensiv diskutiert.
Im vergangenen Jahr gab es statt der gewohnten 1. Mai-Veranstaltungen »nur« einen Livestream des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), in diesem Jahr wurde in Gütersloh wieder zu einer Kundgebung aufgerufen. Allerdings fand diese unter strengen Hygienemaßnahmen statt – Maskenpflicht, gedrosselte Zahl an Teilnehmenden und Markierungen auf dem Boden, die halfen den Abstand zueinander einzuhalten. Verzichtet wurde zudem auf Getränkestände und ein Unterhaltungsprogramm.
Dass der 1. Mai trotz allem stattgefunden hat, war für alle Beteiligten ein voller Erfolg. Es hat sich gezeigt, dass Protest auch unter den Bedingungen einer Pandemie möglich ist, der öffentliche Raum nicht den Coronaleugnern und Verschwörungstheoretikern überlassen wird und die Gewerkschaften so selbst wichtige Themen platzieren können.
Und Themen gab es nach einem Jahr Pandemie reichlich.
DGB-Kreisvorsitzender Hans-Werner Heißmann-Gladow verkündete zu Beginn das Motto der diesjährigen Maikundgebungen »Solidarität ist Zukunft! Er betonte, dass die Herausforderungen vor der die Gesellschaft steht und die sozialen Verwerfungen, die unter der Pandemie noch deutlicher zu Tage getreten sind, nur solidarisch gelöst werden könnten.
An prominenten Gästen begrüßte er SPD-Bundestagsabgeordnete Elvan Korkmaz-Emre, die ehemalige Bürgermeisterin Maria Unger (SPD) und den aktuellen Bürgermeister der Stadt Gütersloh Norbert Morkes (BfGT). Letzterer hob in seinem Grußwort vor dem Hintergrund der Krise und der daraus resultierenden Unsicherheit die Wichtigkeit der Gewerkschaften hervor.
Die Mairedner Thomas Wamsler, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Gütersloh-Oelde, und Thorsten Kleile, Gewerkschaftssekretär bei der NGG, berichteten von den Erfolgen und den Herausforderungen, vor denen beide, aber auch die Gewerkschaften insgesamt standen und stehen. Als Erfolg wertete Thomas Wamsler die Mobilisierung in der vergangenen Tarifrunde der Metall-und Elektroindustrie. »Wir haben gezeigt, dass wir trotz Corona kampffähig sind«, so der Erste Bevollmächtigte.
Thorsten Kleile bezeichnete die große Welle an Kurzarbeit in der Gastronomie als eine große Herausforderung. Viele Beschäftigte in der Branche hatten schon vorher ein geringes Entgelt, was sich mit der Kurzarbeit dramatisch verschärft hat. Wamsler und Kleile warfen auch ein Blick in die Zukunft und auf die kommende Bundestagswahl sowie auf die Betriebsratswahlen 2022.
Den Schlusspunkt bildeten Henri Röttger und Moritz Homann, beide sind in der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Miele Gütersloh und im Ortsjugendausschuss aktiv. Sie machten vor allem auf die Situation junger Menschen in der jetzigen Krise aufmerksam. Viele würden mit großer Unsicherheit in die Zukunft blicken. Das würde bei den Auszubildenden vor allem an der fehlenden unbefristeten Übernahme liegen.
Generell benötige die duale Ausbildung ein Update, um für junge Leute wieder attraktiver zu werden. Denn die Ausbildungszahlen würden nicht erst seit Corona sinken. Eine Möglichkeit sei die Errichtung von Auszubildenden-Wohnheimen, für die sich der Ortsjugendausschuss innerhalb des örtlichen »Bündnis.Azubi.Wohnen« schon länger einsetzt.