Zum Ende der ersten Warnstreikwoche beteiligten sich am Freitag auch Beschäftigte der Firma Miele. Über 500 Arbeitnehmer kamen zur Kundgebung der IG Metall am Tor 5, um ihrem Unmut über die sture Haltung der Arbeitgeber in dieser Tarifrunde mit dem 75-minütigen Warnstreik Luft zu machen.
IG Metall Geschäftsführer Thomas Wamsler begründete die Forderungen nach 6 % höheren Entgelten und mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten. Er erinnerte daran, dass die Tarifforderung auch Ausdruck der im letzten Jahr erfolgreich durchgeführten Beschäftigtenbefragung sei, an der sich bundesweit über 680.000 Arbeitnehmer, aber auch viele „Mieleraner“ beteiligt hätten. Sie alle teilten den Wunsch, gerade in schwierigen Lebenslagen und bei gestiegenen Belastungen mehr Einfluss auf ihre Arbeitszeit nehmen und es sich auch leisten zu können. Wamsler forderte die Miele-Geschäftsleitung auf, ihren Einfluss zu nutzen und zu einer konstruktiveren Haltung auf Arbeitgeberseite beizutragen.
Der Betriebsratsvorsitzende, Klaus Niebusch, bewertete den bisherigen Verlauf der Tarifverhandlungen aus seinem Erleben als Mitglied der Verhandlungskommission. Er kritisierte insbesondere, dass den Arbeitgebern – trotz aktuell hoher Produktivität und guter Ergebnisse, nichts anderes eingefallen sei, als ihrerseits mit Gegenforderungen nach Ausweitung von Arbeitszeit und Flexibilität bei gleichzeitiger Verringerung von Zuschlägen für besondere Belastungen zu reagieren. Das mache dann auch das materielle Angebot der Arbeitgeber von 2 % zur Farce. Niebusch: „Wenn die Arbeitgeber nicht bald einlenken, provozieren sie den nächsten Warnstreik. Und der dauert dann bestimmt nicht nur 75 Minuten.“
Im Vorfeld der Arbeitsniederlegung hatten Vertrauensleute und junge Gewerkschafter bei Miele mit besonderen Aktionen im Betrieb auf den kurzen Warnstreik aufmerksam gemacht. Julia Molck, Jugendsekretärin der IG Metall, forderte von den Unternehmen der Branche auch mehr Bewegung gegenüber den Auszubildenden. Durch die veränderten Prüfungsstrukturen sollten diese zukünftig vor jedem schriftlichen und praktischen Teil der Abschlussprüfung einen Tag bezahlte Freistellung bekommen. Unter dem Beifall der Streikenden wies sie darauf hin, dass man dem - von Arbeitgebern oft beklagten - Fachkräftemangel sicher auch durch attraktivere Ausbildungsbedingungen begegnen könne.
Die nächsten Tarifverhandlungen in Nordrhein-Westfalen finden am 18.01.2018 statt.
Mit weiteren Aktionen und Warnstreiks ist daher auch in der kommenden Woche zu rechnen.