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Errungenschaften schwer erkämpft

„What a wonderful world could it be - was für eine wunderbare Welt könnte es sein.“ Diesen Song von Sam Cook hat die Gruppe The Roots am Mittwoch mit viel Herzblut auf der Bühne vor dem Lokschuppen auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Westfalen intoniert. Besser als der Text dieses Liedes hätte das Motto der diesjährigen Maifeier des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) nicht interpretiert werden können: „Europa. Jetzt aber richtig - Auf die Straße für ein solidarisches und gerechtes Europa.“ Nach einem Gottesdienst der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) vor der Fri Nach einem Gottesdienst der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) vor der Fritz-Winter-Gesamtschule setzte sich der Demonstrationszug mit rund 200 Gewerkschaftern und Bürgern in Richtung Zeche in Bewegung. Dort begrüßte DGB-Kreisverbandsvorsitzender Hans-Jürgen Lenzer die Teilnehmer und rief dazu auf, den Ahlener Appell zu unterstützen. „Wir sind bunt und dulden in unserer Stadt keine Fremdenfeindlichkeit“, sagte er und übergab das Mikrofon an Dr. Alexander Berger.

Der Bürgermeister erinnerte daran, dass vor 100 Jahren auf der Zeche der Grundstein für Wohlstand und Wachstum in Ahlen gelegt worden war. Das Montan-Mitbestimmungsgesetz sei nach dem Krieg zum Meilenstein der Arbeitnehmer-Mitbestimmung geworden. Ebenfalls vor 100 Jahren habe die Regierung zum ersten Mal den Entwurf eines Betriebsrätegesetzes vorgelegt. Schritt für Schritt sei es den Erfordernissen der Zeit angepasst worden. „Errungenschaften fallen nicht vom Himmel, sie müssen erkämpft werden“, spann er den Bogen zur Europawahl. Mehr denn je erfordere sie vor dem Hintergrund rechtspopulistischer oder rechtsextremer Parteien das Engagement eines jeden. Die Wahlbeteiligung werde für das Wahlergebnis und damit die Zukunft Europas entscheidend sein.

Außer der Gruppe The Roots begleitete Sambanda Girassol aus Drensteinfurt die Veranstaltung musikalisch. Die fünf Frauen und fünf Männer begeisterten mit brasilianischen Rhythmen auf ihren Instrumenten. Wer Interesse hat, mitzumachen, kann sich an den Leiter Lars Rohlfs, 0170/7715942 wenden.


Festredner warnt: rechte Parteien nie arbeitnehmernah

Festredner Thomas Wamsler nannte bei der DGB-Kundgebung zum 1. Mai am Lokschuppen in Ahlen mangelnde Transparenz und Beteiligung in der Politik als Grund für die Demokratiekrise.

Der Geschäftsführer der IG Metall Gütersloh-Oelde warnte vor einem Erstarken der AfD. „Rechte Parteien waren nie arbeitnehmernah. Sie haben nie die Interessen der einfachen Leute vertreten“, machte er deutlich, dass Machtinteressen und Populismus ihr Handlungskonzept bestimmen. „Sie wollen kein einiges Europa“, sagte er.

Gefahren sieht der IG-Metall-Geschäftsführer aber auch in einem protektionistischen Amerika und einem erstarkten chinesischen Wirtschaftsraum, dem ein starkes Europa entgegengestellt werden müsse. „Wir vergessen, wie fragil die weltweiten Zusammenhänge sind“, betonte Wamsler. Nie wieder Krieg müsse es heißen, denn wir gewöhnten uns an Frieden, weil Krieg immer anderswo sei. Friedenspolitik sei für Gewerkschaften ein zentrales Thema. 

Deutliche Worte fand der Festredner für die in seinen Augen verfehlte Bildungspolitik, er forderte zudem die Abschaffung von Hartz IV, mehr Chancengleichheit für alle, angemessene Mieten und gerechte Renten.

Die Politik tritt die Würde der Älteren mit Füßen und genehmigt sich selbst saftige Diäten“, kritisierte Wamsler die um sich greifende Altersarmut.

Die Glocke, 03.05.2019 Texte und Fotos aus der Glocke sind urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion