Engagement bei der IG Metall beginnt nach Wechsel in Westen
Seit 70 Jahren ist der Ahlener Eberhard Janthal Mitglied in der IG Metall. Beate Kautzmann, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh-Oelde, hat ihn deshalb besucht und persönlich zur zentralen Jubilarfeier für Samstag ins „A2 Forum“ in Rheda-Wiedenbrück eingeladen. Dabei erfuhr sie den Lebensweg des 86-Jährigen. Bis heute ist der frühere DGB-Sekretär ehrenamtlich aktiv.
Janthal stammt gebürtig aus Cosel an der Oder, wo er bis zum elften Lebensjahr die Schule besuchte. Die Flucht nach dem Zweiten Weltkrieg führte ihn zunächst nach Thüringen. Dort lebte eine seiner Schwestern mit ihrem Mann. In der damaligen sowjetisch besetzten Zone besuchte Janthal das Gymnasium. Er begann, sich für Politik zu interessieren, und forderte auf Flugblättern freie Wahlen, erzählt er. Daraufhin sei er an die sowjetischen Militärbehörden ausgeliefert und zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Durch eine Strafmilderung kam Janthal vorzeitig frei und zog wieder zu seiner Schwester. Er galt nun als staatenlos und kam nach Westdeutschland. „Letztlich durch die Haft wurde ich später im Bautzen-Komitee aktiv“, berichtet der Jubilar. Darin haben sich ehemalige Insassen der Bautzener Haftanstalten und deren Angehörige zusammengeschlossen. Sie arbeiten die Verbrechen kommunistischer Gewaltherrschaft in den Gefängnissen auf.
Verbindungen ins Münsterland hatte Janthal, weil eine andere Schwester von ihm in Neubeckum lebte. Er zog in die Region und Fußball wurde zu seiner Leidenschaft. Als er in der Firma Balcke zu arbeiten begann, war es damit jedoch vorbei. 1948 trat Janthal schließlich in die IG Metall ein und wurde Vorsitzender des Vertrauenskörpers. Der heute 86-Jährige kümmerte sich um Schulungen und Bildungsobleute. Er war im Ortsvorstand und der Bezirksleitung in Münster aktiv. Im April 1970 wechselte er zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Dort war er 20 Jahre lang aktiv. In Ahlen leitete Janthal das DGB-Zweigbüro. Ehrenamtlich arbeitete er nach seinem Ruhestand weiter. Als DGB-Sekretär gehörte er zu den Gründern von „Arbeit und Leben“ bei der Volkshochschule Ahlen.
„Ich bin beeindruckt, was Du persönlich und in der Gewerkschaft geleistet hast“, sagte Kautzmann bei ihrem Besuch. Zum Jubiläum überreichte sie Janthal einem IGM-Teller sowie eine Ehrenurkunde, eine Ehrennadel und ein Geldpräsent. „Blumen verwelken so schnell, daher haben wir uns im Ortsvorstand entschieden, den vielfach verwendbaren Teller zu überreichen“, erklärte die Erste Bevollmächtigte und fügte an: „Bevor wir irgendetwas schenken, geben wir ein Geldpräsent. Davon kannst Du Essen gehen oder etwas kaufen.“
Die Glocke, 09.01.2019. Texte und Fotos aus der Glocke sind urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion