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Ein Prosit auf die neue Villa

IG Metall: Die Gewerkschafter eröffnen offiziell ihr neues Domizil. Insgesamt 1,2 Millionen Euro wurden zuvor in das Gebäude investiert

An den Ort, an dem vor 110 Jahren der Grundstein für die heutige Industriegewerkschaft (IG) Metall Gütersloh-Oelde gelegt wurde, ist die Organisation zurückgekehrt. Die erste Zahlstelle war 1906 bei Simonswerk. Auf der anderen Seite der Bahngleise haben die Metaller gestern offiziell ihr neues Gewerkschaftshaus in der ehemaligen Fabrikantenvilla Hagedorn eröffnet.

Das sei ein Schritt "zurück zu den Wurzeln", sagte Beate Kautzmann, erste Bevollmächtigte der heimischen IG. Die 16.000 Mitglieder sollen an der Herzebrocker Straße in dem 1882 erbauten und unter Denkmalschutz stehenden Gebäude künftig ein "offenes Haus der Gespräche und Diskussionen der gesellschaftlichen und politischen Themen für Mitglieder und Interessierte finden".

Nach der Fusion 2012 der Gütersloher und der Oelde-Ahlener Metaller sei die Entscheidung für Rheda nicht unumstritten gewesen. "Aber als wir dieses Haus in vortrefflicher Lage fanden, gab es keine Zweifel mehr", so Kautzmann. "Uns gefällt es hier jeden Tag mehr."

Gekauft und saniert hat das Haus die Treuhandverwaltung Igemet GmbH, immobilienwirtschaftliche Vermögensgesellschaft der IG Metall. Sie ist die Vermieterin. "Bezahlt haben wir 1,2 Millionen Euro - inklusive Kauf", so Wolfgang Kienle, Geschäftsführer, auf Anfrage der NW. Für ihn ist das eine "sinnvolle Investition", weil sie eine "Anlage von Geldern für unsere Organisation ist".

Als "Visitenkarte der IG Metall in der Region" sieht Jürgen Kerner, Hauptkassierer, die Verbindung aus Historie und Moderne in zentraler Lage gegenüber dem Bahnhof. Die Gewerkschaft lege großen Wert auf die Arbeit vor Ort, in und mit den Betrieben. "Da schlägt unser Herz, was da passiert, ist Leben und Realität." Das Haus auf einem 12.00 Quadratmeter großen Grundstück bietet auf knapp 500 Quadratmetern in zwei Bürogeschossen "gute Arbeitsbedingungen". Betreut hat das Projekt der Architekt Dino Lilge. Weitgehend erhalten blieben die Raumaufteilung, das historische Treppenbaus, Holzeinbauten und der Kamin. Eingebaut wurde ein neues Treppenhaus mit Lift für die Barrierefreiheit.

Im Gewerkschaftshaus arbeiten seit November die Gütersloher, im Januar kamen die Oelder dazu. "Das klappt gut", sagt Hans-Werner Heißmann-Gladow. Der Gewerkschaftssekretär spricht von kurzen Dienstwegen. Frühere Besprechungen mal am einen, mal am anderen Standort entfallen. War er selbst zuvor ebenso Bildungssekretär wie Robert Bange, habe dieser die Funktion nun allein. Heißmann-Gladow ist nun zuständig für Betriebsbetreuung und Verhandlungen. Das seien erste Synergieeffekte. Zehn Metaller arbeiten im Gewerkschaftshaus. Weil "die Kollegen alle über 50 Jahre alt sind", widmet sich die IG ab Herbst der personellen Entwicklung.

Gestern aber wurde das neue Domizil gefeiert. "Endlich mal ein angemessener Rahmen", lobte Dr. Ernst Wolf, Geschäftsführer der Gustav Wolf GmbH, die neue IG-Adresse.

 

"Beachtliche Zahl an Skeptikern"

  • Ende 2012 sprach Beate Kautzmann, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh-Oelde, in der Zentrale davon, ein neues Domizil zu suchen.
  • Begutachtet wurden im Juli 2013 die Villa Hagedorn und der Neubau der Sparkasse in Gütersloh, der bereits vergeben war, so Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG.
  • Die Delegiertenversammlung stimmte mit 44 Ja- zu 36 Neinstimmen für den Standort Rheda. "Bei der beachtlichen Zahl der Skeptiker mussten wir uns ins Zeug legen, damit was Gutes entsteht."
  • Der erste Spatenstich war im November 2014. Da es Probleme mit Wasser im Keller und einem fehlenden Abwasseranschluss gab, verzögerte sich der Einzug. Geplant war er für September 2015, erfolgt ist er im Dezember.

Vor dem neuen Gewerkschaftshaus: Mit Beate Kautzmann (1. Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh-Oelde) wollen Jürgen Kerner (Hauptkassierer der IG Metall, v. l.), Karl-Friedrich Knop (Bürgermeister Oelde), Karl-Heinz Meiwes (stellvertretender Bürgermeister Ahlen), Theo Mettenborg (Bürgermeister Rheda-Wiedenbrück), Andreas Sunder (Bürgermeister Rietberg) und Matthias Trepper (stellvertretender Bürgermeister Gütersloh) anstoßen. Foto: Marion Pokorra-Brockschmidt