In der fünften Verhandlung in NRW gelang der Durchbruch. Für den IG Metall-Vorsitzenden Jörg Hofmann ist der Abschluss auch ein Beitrag für mehr Gerechtigkeit. "Die Beschäftigten bekommen eine deutliche Reallohnerhöhung und damit einen fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg."
Die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in NRW bekommen vom 1. Juli 2016 an 2,8 Prozent und vom 1. März 2017 noch einmal zwei Prozent mehr Geld. Für Juni erhalten sie einen Pauschalbetrag in Höhe von 150 Euro. Die Auszubildenden bekommen 65 Euro. Am Ende der Laufzeit von 21 Monaten werden sich die Tabellen um insgesamt 4,8 Prozent erhöht haben.
Darauf einigten sich die IG Metall NRW und der Arbeitgeberverband Metall NRW in den Morgenstunden des Freitag. Der Durchbruch gelang den Tarifvertragsparteien in der fünften Verhandlungsrunde in Nordrhein-Westfalen. IG Metall und Gesamtmetall empfehlen, den Abschluss bundesweit für die 3,8 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie zu übernehmen.
Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, und Knut Giesler, Verhandlungsführer der IG Metall in Nordrhein-Westfalen, nannten das Ergebnis einen guten Kompromiss, der für beide Seiten tragbar ist. "Damit ist es der IG Metall gelungen, den tarifpolitischen Kurs der volkswirtschaftlichen Vernunft zu halten. Die Binnennachfrage ist und bleibt Konjunkturmotor Nummer eins", sagte Giesler.
Für Hofmann ist der Tarifabschluss auch ein Beitrag für mehr Gerechtigkeit. "Er ist gut für Metallerinnen und Metaller, und er ist gut für die deutsche Wirtschaft", sagte Hofmann. Damit habe sich zuletzt auch auf Arbeitgeberseite die ökonomische Vernunft durchgesetzt. Hofmann sagte weiter: "Mir ist besonders wichtig: Die Beschäftigten bekommen eine deutliche Reallohnerhöhung und damit einen fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg."
Gutes Ergebnis für Wachstum und Beschäftigung
Das Paket sieht für die 700 000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen eine Erhöhung der Einkommen in zwei Stufen und eine Einmalzahlung bei einer Laufzeit von 21 Monaten vor. Der Tarifvertrag endet am 31. Dezember 2017.
Im Fall einer wirtschaftlichen Schieflage können Betriebe bei den Tarifvertragsparteien eine Abweichung von der Tariferhöhung beantragen. Diese ist aber deutlich begrenzt: Die Einmalzahlung von 150 Euro sowie die zweite Erhöhung um zwei Prozent ab 1. März 2017 können maximal um bis zu drei Monate verschoben werden. In diesen Fällen entscheiden die Tarifvertragsparteien über mögliche Lösungen. "Kein Betrieb wird überfordert", sagte Hofmann. Auch gesamtwirtschaftlich sei dieser Abschluss ein gutes Ergebnis für Wachstum und Beschäftigung. Er stärke die Nachfrage des privaten Konsums, verbessere die Einnahmesituation von Staat und Sozialsystemen und erhalte die Investitionskraft der Unternehmen.
Bis Verhandlungsbeginn in Köln lagen die Positionen der beiden Seiten weit auseinander. Die Arbeitgeber hatten nichts vorgelegt, das der Rede wert war und die Beschäftigten mit einem historisch niedrigen Angebot provoziert. Die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie reagierten mit massiven Warnstreiks. Mehr als 760 000 Metallerinnen und Metaller legten seit Ende der Friedenspflicht bundesweit die Arbeit nieder. Hofmann bedankte sich bei den Kolleginnen und Kollegen dafür. Damit zeigt sich auch: Einen Ausgleich zwischen gegensätzlichen Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern und eine angemessene Beteiligung der Beschäftigten am wirtschaftlichen Erfolg gibt es nur mit einer starken Gewerkschaft und einem Flächentarifvertrag.
Auch deshalb war ein weiteres Ziel der IG Metall in dieser Tarifrunde, wieder mehr Beschäftigte in den Tarifvertrag zu holen. Zum ersten Mal bezog sie auch Betriebe in die Tarifrunde ein, die keinen Tarifvertrag haben. Mit Erfolg: In 40 Betrieben schloss die IG Metall seit Anfang des Jahres einen Tarifvertrag ab. In etwa 100 Betrieben laufen zurzeit Verhandlungen. "Diesen Kurs werden wir auch nach der Tarifrunde weiterfahren", sagte Hofmann.
Langfristig brauche die Wirtschaft Innovationen und Entwicklungsperspektiven, Investitionen in Produkte und Märkte, um stabil zu bleiben. "Das kann nur mit leistungsorientierten und engagierten Beschäftigten gelingen, die gerecht bezahlt werden", sagte Hofmann. "Wir brauchen Unternehmer, keine Rechenschieber."