IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler hat die Delegierten der 19. Ordentlichen Bezirkskonferenz aufgerufen, verstärkt Mitglieder zu gewinnen. Gewerkschaftlich organisierte Beschäftigte seien "glücklichere Menschen", sagte Giesler in Essen.
Er bezog sich damit auf US-amerikanische Wissenschaftler, die das herausgefunden haben wollen. Begründung: Gewerkschaftsmitglieder müssen sich weniger Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen und profitieren von den Vorteilen einer intakten Gemeinschaft.
Die IG Metall NRW hat 2014 mehr als 21.000 Mitglieder gewonnen. Damit überstieg die Zahl der Neuaufnahmen die der Austritte und Streichungen. Weil NRW aber das älteste Industrieland Deutschlands ist und die Mitglieder der IG Metall NRW deshalb überdurchschnittlich alt sind, ist auch die Sterbequote hierzulande überdurchschnittlich hoch. Per Saldo sank die Mitgliederzahl per Saldo um ein Prozent auf 550 000.
In seiner mündlichen Ergänzung des Geschäftsberichts hob Giesler zwei tarifpolitische Erfolge besonders hervor: die Neuregelung der Altersteilzeit in der Metall- und Elektroindustrie mit besonderen Vorteilen für hoch belastete und gering verdienende Beschäftigte sowie den Einstieg in die geförderte Bildungsteilzeit ("ein Meilenstein").
Auf große Zustimmung stieß in Essen der Personalvorschlag des Ersten und Zweiten IG Metall-Vorsitzenden für die Vorstandsneuwahl im Oktober. Detlef Wetzel und Jörg Hofmann haben den Nordrhein-Westfalen Ralf Kutzner als geschäftsführendes Vorstandsmitglied empfohlen. Ralf Kutzner, 56, ist Bevollmächtigter der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg.
Der Münsteraner IG Metall-Bevollmächtigte Jürgen Schmidt rief die 81 Delegierte dazu auf, am 10. Oktober an den Protestveranstaltung gegen das Freihandelsabkommen TTIP in Berlin teilzunehmen. TTIP bedeute den Abbau von Arbeitnehmerrechten und Sozialstandards. Das Abkommen - genannt Transatlantic Trade and Investment Partnership - wird seit 2013 zwischen der Europäischen Union und den USA verhandelt. Im Vergleich zu diesen Verhandlungen sei die Wahl von Sepp Blatter zum FIFA-Präsidenten "ein basisdemokratischer Prozess", sagte Jürgen Schmidt. Der sogenannte Investorenschutz, den TTIP bringen soll, bedeute nichts anderes als den Vorrang des Kapitals vor demokratischen Entscheidungen. IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler erklärte die Auswirkung von TTIP so: "Hat ein ausländisches Unternehmen 2014 eine Firmengründung mit Löhnen unter 8,50 Euro geplant, kann es nach Einführung des Mindestlohns 2015 den deutschen Staat auf Zahlung der Differenz verklagen."
Die Delegierten wählten drei neue Beiratsmitglieder (der Beirat der IG Metall ist das höchste Entscheidungsorgan zwischen den Gewerkschaftstagen): Clarissa Bader, 39, Bevollmächtigte der IG Metall Gevelsberg-Hattingen, Reimund Strauß, 57, Bevollmächtigter der IG Metall Mönchengladbach und Robert Sadowsky, 63, Bevollmächtigter der IG Metall Gelsenkirchen.