Jubiläum: Die IG Metall Gütersloh-Oelde feiert am kommenden Montag ihren Geburtstag im Reethus.
Bei aller Festlaune bleibt die Gewerkschaft engagiert - etwa für 22 Arbeitnehmer der Rietbergwerke
Auch im Jubiläumsjahr kämpft die IG Metall unverdrossen für Arbeitnehmerrechte. Aktuell sucht die Gewerkschaft wegen ihrer Ansicht nach zu niedriger Eingruppierung von 22 Kollegen das Gespräch mit den Rietbergwerken. In einer im Herbst beginnenden bundesweiten Kampagne soll es dann um alle Aspekte des Themas Arbeitszeit gehen. Zunächst aber feiert die Geschäftsstelle Gütersloh-Oelde am Montag, 26. September, auf einer Delegierten- und Funktionärsversammlung im Rheda-Wiedenbrücker Reethus das 125-jährige Bestehen der Metallarbeitergewerkschaft.
Wie Gewerkschaftssekretär Hans-Werner Heißmann-Gladow berichtet, sind die zur Seppeler-Gruppe gehörenden Rietbergwerke (Verzinkerei, Behälterbau, 190 Beschäftigte) schon Ende 2012 aus der Fachgruppe Metall des Arbeitgeberverbandes ausgetreten. Man sei "nicht mehr tarifgebunden, weil wir mehr Flexibilität brauchen, wenn wir in unseren hart umkämpften Märkten weiterhin bestehen wollen", hieß es in diesem Jahr in einem von Heißmann-Gladow vorgelegten Aushang der Geschäftsführung. Und: "Eine Rückkehr in die Tarifbindung ist für uns wirtschaftlich nicht möglich."
Gleichwohl wolle man "alle in der laufenden Tarifrunde vereinbarten Erhöhungen des Entgelts für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in vollem Umfang übernehmen", so weiter in dem Papier. Darunter fallen aber offenbar nicht 22 zunächst befristet eingestellte Leute. Laut Heißmann-Gladow habe sich die aktuelle Geschäftsführung noch zu keinem Gespräch bereit gefunden. Unter dem früheren Chef sei so etwas nicht vorstellbar gewesen, meinte der Gewerkschaftsmann und erinnerte daran, dass ohne Tarifbindung der Firma auch keine Friedenspflicht der IG Metall bestehe.
Um alle Aspekte der Arbeitszeit, auch um Flexibilität, die oft nur einseitig vom Arbeitnehmer verlangt werde, soll es der 1. Bevollmächtigten Beate Kautzmann zufolge in der im Herbst startenden Kampagne gehen, Motto: "Mehr Leben, mehr Zeit - Arbeit neu denken". Das sei "ein Wahnsinnsthema", umfasse tägliche, wöchentliche, Lebensarbeitszeit, ein Thema auf Jahre hinaus. Hier müssten zudem unterschiedliche Interessen der Mitglieder bedacht werden.
Auch die zunehmende Digitalisierung der Industrie wirke sich auf Arbeitszeiten aus, ergänzt Heißmann-Gladow. Heimarbeit gehöre dazu. "Da wollen wir mitgestalten." Aber, so Beate Kautzmann: "Da wird es auch keine einfachen, keine schnellen Lösungen geben." Zurzeit werde im Übrigen die nächste Tarifrunde für die Textil- und Bekleidungsindustrie vorbereitet, erklärt Heißmann-Gladow. Das betreffe im Kreis Gütersloh rund 500 Arbeitnehmer in Firmen wie Güth & Wolf, Marc Aurel und Baumhüter. Hier könnten die jüngsten Abschlüsse in der Sparte Textile Dienstleistungen/Wäschereien die Richtung vorgeben.