Der 1. Mai müsse nach wie vor intensiv begangen werden, erklärte Bürgermeister Benedikt Ruhmöller in seinem Grußwort bei der Mai-Kundgebung in der Stadthalle. Am „Tag der Arbeit“ dankte er den Gewerkschaftern sowie Betriebs- und Personalräten für deren Einsatz das ganze Jahr über und er erkannte an: „Oft eine schwere und undankbare Aufgabe.“ In seiner Rede kritisierte der Bürgermeister zudem die jüngsten Firmenschließungen in Ahlen als „ungeniert, ja kaltschnäuzig“.
„Die Eigentümer treffen Entscheidungen gegen die Interessen der Beschäftigten“, so Ruhmöller zu den Vorgängen bei Atika, Linnemann-Schnetzer und Haworth, die er beim Namen nannte. Die Gewerkschaften hätten die Schließungen nicht verhindern können, aber noch viel für die Beschäftigten erreicht.
In seinem Grußwort sprach der Bürgermeister auch die „zunehmende Altersarmut in dieser Stadt“ an. Dies alles belaste auch die Kommunen sehr: „Das kann nicht gewünscht sein.“ Seine Schlussfolgerung: „Wir müssen da zu ganz neuen Lösungen kommen.“
Der Bürgermeister forderte aber auch internationale Solidarität ein: „Wir müssen uns der wirklich armen Menschen in der Welt annehmen“, so sein Appell.
Festredner des Tages war der IG BCE-Bezirksleiter Lothar Wobedo aus Hamm. Er legte zunächst sein Manuskript beiseite und ging auf das Ende des Steinkohlenbergbaus im Jahr 2018 ein. „Wichtige Aufgaben liegen vor uns“, kündigte er an. Es gelte für die Arbeitnehmer und armen Menschen einzutreten.
„Eine neue Ordnung der Arbeit muss geschaffen werden“, stellte Wobedo fest und sah im Mindestlohn ohne Ausnahmen einen Anfang dazu. „Dieser wird die Situation von Millionen von Beschäftigten verbessern“, meinte der Gewerkschafter und zeigte sich stolz, dass dies von den Gewerkschaften angestoßen worden sei.
Für den früheren Bergmann stand auch fest, dass die Rente ein auskömmliches Leben ermöglichen müsse. Seine klare Aussage dazu an die konservativen Kräfte in der Bundesregierung: „Wir müssen hart am Ball bleiben, damit die Rente mit 63 nicht noch verwässert wird.“
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sprach der Gewerkschafter ebenso an wie die Osterweiterung der Europäischen Union. Schlepper und „kriminelle Profiteure“ schleusten Menschen hierher, um sie auszubeuten. Auch da sei Solidarität gefragt. Lothar Wobedo weiter: „Migrantinnen und Migranten sind seit jeher unsere Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben.“
Angesichts einer noch immer vorhandenen Jugendarbeitslosigkeit forderte Lothar Wobedo: „In Deutschland brauchen wir eine Ausbildungsgarantie.“ Mit einer bisherigen „falschen Krisenpolitik“ komme Europa nicht aus der Krise heraus, fügte er an: „Denn die Nachfrage und die Wirtschaft sind durch Sparexzesse abgewürgt worden.“
„Wir demonstrieren am 1. Mai, um uns für die Würde der arbeitenden Menschen einzusetzen, denn sie wird angegriffen und mit Füßen getreten – in Deutschland, in Europa und weltweit“, hatte der Festredner bereits zu Beginn mit Nachdruck ausgeführt. „Unter dem Motto ,Gute Arbeit. Soziales Europa fordern wir, dass die Menschen wieder im Mittelpunkt der Politik stehen sollen“, meinte Lothar Wobedo und erinnerte das Publikum an die Europa-Wahl am 25. Mai.